8.31.2009

§ 339 Flüsterpost

Letzte Woche war ich mit einer ehemaligen Kollegin vom roten Riesen zum Essen verabredet. Die Betriebskantine der Wahlstation ist das Einzige, das mir so wirklich fehlt.

Kurz vor der Verabredung stellt mir meine Sekretärin ein Gespräch durch. Wie üblich sagt sie erst mal Bescheid, wer dran ist:

"Da ist eine Frau [Name klingt so ähnlich wie der der ehemaligen Kollegin] in Sachen Mittag - wie Essen..."

Meine Sekretärin hat die Kollegin wie üblich gefragt, in welcher Sache die Anruferin mich den sprechen möchte. Daraufhin die Kollegen "wegen Mittag" auf die Nachfrage "Mittag?" kam die Klarstellung "wie Essen"...


Toll natürlich, dass die Kollegin erst mal im Sekretariat landet. Das lässt mich so schön wichtig aussehen. :-)

8.19.2009

§ 338 Stümper!

Es ist ja kein Geheimnis, dass sich auch unter den Juristen - vor allem unter den angehenden - so einige schwarze Schafe befinden. Vor allem Jurastudenten glauben oft genau Bescheid zu wissen, weil sie ja Jura studieren und machen dabei meist den größten Blödsinn.

Der Beck-Ticker berichtet, dass zwei Jura-Studenten jetzt durch eine Internet-Abzocke aufgefallen sind.

Aber anscheinend konnten sie noch nicht mal das richtig. Während einschlägige Betrüger mit "tollen" Seiten wie opendownload.de oder wie sie alle heißen mutmaßlich Millionenbeträge von ihren Opfern abzocken, war es bei den beiden Studenten nicht ganz so weit her.

Liest man die Meldung von oben scheinen die Studenten zunächst noch ganz "erfolgreich", da es heißt:

das ergaunerte Geld steckten sie unter anderem in Luxuskarossen

Rund 600.000 Adressen sollen sie angeschrieben und Nutzerverträge über je 86 Euro abgeschlossen haben. Hätte es bei allen geklappt, entspräche das einem Umsatz von 51,6 Millionen Euro. War aber anscheinend doch nicht sooo lukrativ, wie sich aus dem letzten Absatz ergibt:

Davon oder spätestens von folgenden Mahnschreiben ließen sich so viele Internet-Nutzer einschüchtern, dass die Studenten etwa 132.000 Euro kassierten.

Zwei Täter, 132.000 Euro. 66.000 Euro für jeden. Abzüglich je 25.000 Euro Geldstrafe und Rückforderungen der Geschädigten (dass die Studenten clever genug waren, eine Gesellschaft zwischen zu schalten bezweifle ich mal). Dafür die Zukunft zerstört. Hat sich mal gelohnt.

Ganz abgesehen davon, dass sich die Frage stellt, welche "Luxuskarrosse" es schon für 66.000 Euro gibt. Bei Austin reicht das gerade mal für einen halben Gebrauchten und auch ein neuer Mercedes dürfte im Zweifel teurer sein...

8.14.2009

§ 337 Geld stinkt nicht - Sicherheiten schon?

Man kann ja so einiges verpfänden: Gold, Schmuck, Elektronikartikel (neulich habe ich eine Reportage gesehen, in der der Pfandleiher meinte, dass er am liebsten Kunden hat, die die neue Playstation verpfänden; bei denen ist er 100% sicher, dass nach spätestens drei Wochen das Geld zurückgezahlt wird...), Autos (im München macht das Münchner KFZ-Pfandleihhaus viel Werbung), aber die ganz abgedrehten Sachen kann man eben nur in Pfandhäusern als Sicherheit hinterlegen.

Banken sind da spießiger. Zumindest in Deutschland ist außer Investmentfonds, Aktiendepots, Grundstücken und im Ausnahmefall mal wertvollen Autos kaum ein Sachpfand möglich. In Deutschland. Die Italiener sehen das anders...

Die italienische Regionalbank Cr. Emiliano Spa hat nach Angaben der Nachtrichtenagentur Bloomberg 17.000 Tonnen Parmesan im (hoffentlich klimatisierten) Tresor. Der ganze Käse soll rund 132 Millionen Euro wert sein und dient als Sicherheit für Kredite der Käsehersteller.

In Zeiten der Finanzkrise eine gute Idee auch für andere Banken. Whisky z.B. wird mit der Zeit auch immer wertvoller, oder Wein. Diese Sicherheiten "verzinsen" sich quasi selbst. Und der Kollaps in Island wäre auch nicht vorgekommen, denn ich glaube, dass selbst Isländische Banken sich geweigert hätten, verdorbenes Haifischfleisch als Sicherheit anzunehmen...

8.11.2009

§ 336 ... ist fraglich

"... ist fraglich" ist eine herrliche juristische Floskel, die nicht nur im Gutachtenstil schön aussieht. Heute dann also mal im Blog:

Ich habe heute meinen Kanzleischlüssel ausgehändigt bekommen. Ob die damit verbundene theoretische Möglichkeit auch am Wochenende und Abends in die Kanzlei zu kommen, ein Vor- oder ein Nachteil ist, ist fraglich.

8.10.2009

§ 335 Und? Was hat sich geändert?

Das ist die Frage, die man normalerweise nach einschneidenden Ereignissen im Leben hört. Sehr häufig nach der Hochzeit.

Passend wäre die Frage aber auch nach der Zulassung zur Anwaltschaft. Endlich, nach doch einiger Zeit darf ich mich jetzt auch offiziell Rechtsanwalt nennen.

Und? Was hat sich geändert?

  • ich stehe schon mit meinem Lebenslauf (aber noch ohne Foto) auf der Kanzlei-Homepage,
  • ich darf meine Visitenkarten offiziell unter Leute bringen,
  • am Wochenende auf der Hochzeit einer Freundin hatte zum ersten Mal jemand "nur so nebenbei, ist auch nix schwieriges" eine juristische Frage (zum Kindesunterhalt, hallo?)
  • die Sekretärinnen bringen mir im Halbstundentakt Unterschriftenmappen vorbei, da ich jetzt für die Kollegen im Urlaub die in den letzten Tagen diktierten Schriftstücke unterschreiben darf...

8.03.2009

§ 334 Theorie und Praxis

Theorie:

§ 281 StGB "Missbrauch von Ausweispapieren"

(1) Wer ein Ausweispapier, das für einen anderen ausgestellt ist, zur Täuschung im Rechtsverkehr gebraucht, oder wer zur Täuschung im Rechtsverkehr einem anderen ein Ausweispapier überläßt, das nicht für diesen ausgestellt ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar.
(2) Einem Ausweispapier stehen Zeugnisse und andere Urkunden gleich, die im Verkehr als Ausweis verwendet werden.


Praxis:

Bei einem Diskobesuch in München wollte sich eine 14-Jährige mit einem gefälschten Personalausweis an den Türstehern vorbeischummeln - und hat dabei offensichtlich ein wenig übertrieben, wie die Polizei mittelte.

Einer ihrer Bekannten hatte nämlich dafür im Ausweis das Geburtsdatum der Schülerin geändert - von 1995 auf 1935. Da die 14-Jährige laut Polizei "wirklich nicht wie 74 Jahre aussah", verständigte der Sicherheitsdienst die Polizei.

Die Schülerin wurde wegen Missbrauchs von Ausweispapieren angezeigt. Gegen ihren Bekannten wird wegen Urkundenfälschung ermittelt. Die Schülerin wurde von ihrem Vater auf der Polizeiwache abgeholt.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/muenchen/340/482792/text/)


Die Praxis ist eindeutig lustiger, als die Theorie vermuten lässt...

§ 333 Tücken der Technik

Diktieren ist toll. Vor allem, wenn man das nicht über das seltsame Spracherkennungs-Programm macht, sondern ganz altmodisch "zur Abschrift" diktieren kann.

Lernfaktor für heute: deutlich sprechen, vor allem, wenn Wörter sehr ähnlich klingen. Gerade hat das AG Landau angerufen und nachgefragt, weshalb der PKH Antrag nach Landau, der zugehörige Klageentwurf aber nach Landshut gehen sollte. Zum Glück war Landau richtig, so dass das Versehen schnell richtig gestellt werden konnte. Es hätte ja auch das AG Landsberg noch beteiligt gewesen sein...