3.02.2007

§ 81 Alte Motivation - Neue Motivation

Schon das ganze Studium über schleppe ich diese Motivationsquelle mit mir herum und habe natürlich jedem, der sich dafür interessiert (oder auch nicht) die Geschichte erzählt: In der 12 Klasse hatte ich eine Lehrerin im GK Wirtschaft / Recht, die mir eine (wohl zu recht) mit 5 benotete Klausur mit den Worten "werden Sie nur mal Journalist, juristisches Denken werden Sie nie lernen" zurückgab. Jedes Motivationstief und jeder Rückschlag im Studium wurden seither mit der Vorstellung überwunden, eines Tages dieser Lehrerin einen Brief schreiben zu können, und mein Examenszeugnis anzuhängen. Heute ist dieser Tag, ich brauche diese Motivation nicht mehr, da sich im Laufe des letzten Jahres so viele neue Motivationsquellen aufgetan haben, aber den Brief muss ich schon noch schreiben.

Das hier kommt leider nicht annäherungsweise so gut, wie der von Hand auf teurem Briefpapier geschriebene Brief, aber ihr bekommt wohl einen Eindruck:

"Liebe Frau D[nein, den Namen nenne ich hier doch nicht],

vielleicht erinnern Sie sich noch an mich, vielleicht auch nicht. Ich habe bei Ihnen im Schuljahr 1999 / 2000 in der Oberstufe (K 12) den Grundkurs Wirtschaft / Recht besucht. Damals war ich noch fest davon überzeugt, eine Karriere im Bereich des Journalismus anzustreben. Meine juristischen Kenntnisse waren –um ehrlich zu sein– nicht vorhanden bis bescheiden. Nach der ersten Klausur, die ich wenn ich mich recht erinnere in allem anderem als angemessenem juristischen Stil gelöst habe, gaben Sie mir die Schulaufgabe, die mit ungenügend benotet war mit den Worten „werden Sie nur mal Journalist, juristisches Denken werden Sie nie lernen“ zurück.

Eineinhalb Jahre später, als die Entscheidung für ein Studienfach anstand und mir die Universität Augsburg mitteilte, dass ich auf einen Studienplatz in Medien und Kommunikation „nur“ 13 Wartesemester in Kauf nehmen müsste, entschied ich mich -trotz Ihrer Worte, die mir noch im Hinterkopf herumspukten- mit einem flauen Gefühl im Magen, dafür mich für Jura zu immatrikulieren.

Ihr Kommentar, der sicherlich nicht annähernd so gemeint war, wie er bei mir ankam, hat sich seitdem als ein Mantra erwiesen, das mich über schwere und motivationslose Phasen des Studiums gebracht hat. Immer habe ich mir vorgestellt, Ihnen am Ende meines Studiums diesen Brief schreiben zu können und eine Kopie meines Examenszeugnisses beizulegen. Nun sitze ich hier und schreibe diesen Brief, mit dem zufriedenen Wissen, die Kopie eines Zeugnisses anhängen zu können, das sogar ein [kleines, aber das muss man ja nicht jedem auf die Nase binden] Prädikatsexamen ausweist.

Ich kann nur sagen, dass meine Entscheidung für ein Studienfach nicht hätte besser laufen können, neben einer längeren Beschäftigung als Studentische Hilfskraft bei einer kleineren Augsburger Kanzlei kann ich inzwischen auch ein ausgedehntes Praktikum bei einer der bedeutendsten Wirtschaftskanzleien der Welt [ja, so steht es jedenfalls hier und da...] und eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer regionalen Augsburger Wirtschaftskanzlei [für alle, die es noch nicht wussten...] vorweisen. Außerdem habe ich inzwischen damit begonnen, im Bereich des Gesellschaftsrechts zu promovieren.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte Sie mit diesem Brief keineswegs in irgend einer Form angreifen, sondern Ihnen vielmehr für die mehr oder weniger unfreiwillige Motivation danken, die Sie mir gegeben haben, dieses Studium abzuschließen, und –sozusagen als Bestätigung dieser Motivation– ist es mir ein persönliches Anliegen, diesen Brief auch tatsächlich an Sie zu schreiben.

Mit den besten Grüßen"

Bin mal gespannt, ob eine Antwort zurückkommt. Die werde ich dann natürlich auch posten...

1 Comments:

Blogger JNK-myhotlife said...

Nicht schlecht, mal schauen ob du eine Antwort bekommst!

16:25  

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