§ 27 f Stressiger Job

Bahn fahren macht jeden Tag aufs neue Spaß. Gestern war ich wirklich froh, mir das teure ICE-Monatsticket gegönnt zu haben, ansonsten hätte ich hin uns zurück in der Regionalbahn stehen dürfen. Und wo käme man denn da hin? Nein, nobel muss die Welt zu Grunde gehen, und wenn schon stehen dann nicht auf Regionalbahn-Billig-Linoleum sondern auf ICE Wahrscheinlich-auch-nicht-sooooo-teuer.-Teppich. Basta!
Jedenfalls ist das witzigste am Bahn fahren dass man nie allein unterwegs ist. Und wenn man noch so sehr hofft, dass alle anderen auch völlig fertig sind und nur ihre Ruhe haben wollen, einer oder noch schlimmer eine im Großraumabteil muss sich immer mit dem Sitznachbarn oder der Oma zu Hause über Handy unterhalten. Und mit dem Rest des Großraumabteils gleich mit.
Eines der schönsten Gespräche "durfte" ich die letzten Tage mithören (wenn alle Straftäter Bahn fahren würden, könnte man sich den § 100 a StPO glatt sparen, aber Straftäter können sich ja teure Autos leisten...). Mädchen (gerade Abi gemacht) unterhält sich mit Jungen (Abi schon vor einem ahr gemacht und damit schon voll in der Arbeitswelt drin, ein ganz großer, ein richtig beschäftigter Mann und auch gleich gaaaanz dicke Hose vor dem noch so jungen und unerfahrenen Mädel). Junge muss auch gleich alle möglichen Details seiner Arbeit loswerden um dem Mädel zu zeigen, was er denn für ein toller Hecht ist. Und so erfährt das ganze Abteil, dass der gute schon seit einem Jahr nichts anderes macht als Praktika. Und momentan macht er ein "total stressiges" Praktikum beim Bayerischen Rundfunk. Und zwar haben da viele einen "echt stressigen" Job!
Einer zum Beispiel, der Held der immer die Sportsendung am Samstag moderiert, scheint es besonders schwer zu haben. So erzählt der Praktikanten-Hero jedenfalls. Dieser Gott am Mikrofon hat nämlich keinen Kontakt zu dem Reporter im Stadion, bloß eine fixe Uhrzeit, wann der Mensch im Stadion zu sprechen beginnen wird. Und so muss der Arme Mann im Studio also extrem konzentriert moderieren, jedes Wort auf die Goldwaage und eine güldene Stoppuhr legen, um um exakt 14.00 Uhr die Worte "und damit schalten wir ins Stadion zu BlaBlaBla" ausgesprochen zu haben.
Dies, so erzählt der Jüngling, dem mit Sicherheit eine riesige Karriere beim Rundfunk und den Frauen bevorsteht, sei unglaublich wichtig, denn wenn das nicht klappt, dann wird entweder der Moderator mitten im Satz durch die Live-Schalte unterbrochen, was nicht gut klingt, oder schlimmer noch: der Zuhörer muss lange Sekunden warten, bis der ersehnte Stadionklang nach dem vollmundigen Versprechen des Moderators an sein Ohr dringt.
Der Moment in dem ich beinahe in das lapprige ICE-Kopfteilkissen beißen musste um lautes schreien zu unterdrücken war, als der Rundfunk-Jüngling der aufmerksamen Zuhörerin (und allen anderen im Wagen) verriet, dass diese Meisterleistung nur ganz wenige Moderatoren zu stemmen im Stande sind und dass ebendies eine so unglaubliche Konzentration erfordere, dass der entsprechende Moderator desshalb den Rest der Woche frei habe um sich auf diese Aufgabe vorzubereiten.
Klar, kann ich ja verstehen, ich werde morgen in der Kanzlei vorschlagen, dass ich nach jeder Recherche zu einer etwas komplizierteren Rechtsfrage erst mal fünf Tage nicht mehr erscheine, ist schließlich auch anstrengend!
2 Comments:
Nun weist Du warum ich nur einmal die Woche arbeite: weil ich pünktlich um 23:52 Uhr die Tagesabrechnung machen muss und damit zu rechnen habe, dass zu dieser Zeit Kunden im Laden sind. Weil das Timing eine so große Konzentration erfordert habe ich den Rest der Woche frei. ;-)
Boah, Timing UND Kassenabrechnung! Du bist ja noch mehr Gehirnakkrobat als der Held des Sportfunks! Ich befürworte eine sofortige Gehaltserhöhung auf das Gehalt eines Moderators beim Bayerischen Rundfunk! (Allerdings ist fast zu befürchten, dass das faktisch zur Gehaltskürzung führt...)
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